Achterbahn und Wechselbäder

by Take Janssen

Weihnachten 2022


Zeit für Erinnerungen



Einladung in die Stadt, in der ich gerne war. Oldenburg. Am so genannten Heiligabend. Auch das Cabrio, das ich mir vor ??? zugelegt hatte (nachdem ich meinen schönen Jaguar, den ich 14 Jahre besaß, verkauft hatte, verkaufen musste ..), sollte mal wieder über 4000 Umdrehungen auf der Autobahn gefahren werden.

Kleine Party … bekannte Gesichter, auch neue .. nett, angenehm … es war schön, absolut kein Stress, bisschen Gitarre gespielt, fast alle haben gesungen. Ein bisschen peinlich war mir, dass der Gastgeber N... mein Buch „Chip-Sklaven“ (unter dem Pseudonym Taco Palmer) ausgelegt hatte … ich wollte keine Aufmerksamkeit ...

Ich hätte bis zum Schluss der Party bleiben und dann bei einer ehemaligen Freundin ruhen können ...

Aber im Morgengrauen mache ich mich auf. Die Fußgängerzone ist nah, hier verbrachte ich die meiste Zeit meiner Oldenburger Jahre. Ich gehe langsam, bedächtig, nachdenklich, vielleicht bin ich das letzte Mal hier, laufe die Straßen ab, in denen meine ehemaligen Wohn- und Arbeitsstätten lagen.

Mir wird schon jetzt klar, dass die Verknüpfungspunkte zu den Wohnungen hauptsächlich bei meinen „Beziehungskisten“, den kurzzeitigen, und den tiefergehenden Lieb- und Leidenschaften, außerdem bei meinen beruflichen Tätigkeiten liegen werden. Hier habe ich die intensivsten Memorials.

Angefangen hat meine gute Oldenburger Zeit mit meiner Anstellung bei der Oldenburgischen Landesbank als „Leiter der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit“.

-- Zuvor in Düsseldorf - Lage Lippe -- Zusendung von Stellenangeboten von Eltern und der Damals-Ehefrau

- Das Vorstellungsgespräch bei der Bank lief super - ich legte einen guten Eindruck hin, auch dadurch, dass ich im Beisein des Direktors und eines Abteilungsmitarbeiters einen Anzeigentext und Werbebrief-Text formulierte – eine derartige Aufgabe durfte zu der Zeit nur freiwillig geschehen, da im Allgemeinen von einer Spannungslage während eines Bewerbungsgespräches ausgegangen werden konnte -

- Der erste Tag: Eigentlich ein Disaster - Zimmer wurde von der Bank besorgt – alles im Barockstil eingerichtet, intensiver Parfümduft – netter Empfang durch das Vermieterehepaar - wir trinken Doppelkorn und Bier (diese Kombination konnte ich noch nie vertragen) bis in die späte Nacht

– morgens kann ich kaum aufstehen, nur unter Anstrengung und Kopfschmerzen, Übelkeit – Jackett an, Krawatte um – 15 Minuten zu Fuß, total durchgeschwitzt – erzählte, dass wohl eine Grippe im Anmarsch ist – bekam sogar Lob von dem Direktor, dass ich mich trotzdem aufgerafft hatte – durfte wieder zurück, sollte mich auskurieren – so begann ich meine Anstellung bei der Bank am zweiten Tag.

– Wohnung mit Frau und Tochter in der Cloppenburger Straße – Stress – Tochter an der Schule abholen, Termine, noch einkaufen usw

-– Apartment Baumschulenweg -- Einladung - Brigitte Geburtstag … dort (frech) übernachtet - Brigitte wohl unglücklich verlobt

Zurück zu Weihnachten 2022 - Mein erster heutiger Gang führt in die Raiffeisenstraße am Rande des Fußgängerbereiches – Räumlichkeiten an Kreuzung mit fünf Straßeneinmündungen - Wohnung mit Damals-Ehefrau und Tochter – Sprung in die Selbstständigkeit als Werbeagentur – die OLB, also mein ehemaliger Arbeitgeber ist einer meiner ersten Kunden – auch sonst ging die Post gleich gut ab. Meine Werbebotschaft: „Ich löse jede Aufgabe innerhalb 24 Stunden“ – Selbstwertgefühl: 200%

- Stress mit Ehefrau – irgendwann wurde es mir zu viel, hatte keine Energie, meine erst begonnene Selbständigkeit am Laufen zu halten und die Gegenwehr und Mäkeleien meiner damaligen Ehefrau überein zu bringen – ich will mich scheiden lassen – habe ihr meine Absicht in der Küche mitgeteilt – es gab keine Diskussion, sie hatte es einfach angenommen, vielleicht war sie sogar froh, erlöst, nun wieder in die ländliche Heimat zu können – meine Tochter war dabei, wegen ihr tat es mir sehr leid, sie hat es in dem Alter (7 Jahre ??) gar nicht verstanden – schon am nächsten Tag wurden sie vom Schwiegervater abgeholt –

Danach Verwirrung im Kopf, Leere in der Wohnung, Ehrgeiz und Antrieb sinken auf Tiefpunkt - Was habe ich angerichtet? - Frage mich aber auch: Warum kann die Familie mich nicht unterstützen? Ist der Wille, was schaffen wollen, schon ein Manko?

-- Arbeit als Werbe & Show-Agentur

-- Schalte Anzeigen – „Suche Fotomodels“ - viele Bewerbungen aus ganz Norddeutschland -

Angelique - Französische Anmut - Angelique (Mutter Französin) – lockige, blonde Haare, süße Stimme, ein bisschen Babyspeck an der Hüfte, aber sonst eine wohlwollende Erscheinung - schon beim ersten Gespräch offenbarte sie, dass sie auch gerne fest als Sekretärin oder Managerin in der Agentur arbeiten wollte – habe sie ein paar Mal zu Kunden mitgenommen, was bei dort sehr gut ankam – sind uns dann auch privat nähergekommen – meine Eltern hatten sie einmal kennengelernt (Angelique hatte meine Mutter damals gefragt, was ich besonders gerne mochte und wie meine Ex-Ehefrau gewesen sei, weil sie mir eine gute Frau sein wollte …) Wie das Ende kam, weiß ich heute nicht mehr, könnte gut sein, dass ihre Mutter gegen gesteuert hatte

- weitere ?

Conny – Liebe und Leidenschaft

Wie ich Cornelia kennenlernte weiß ich im Moment nicht mehr, vielleicht fällt es mir später ein – Möglichkeiten wären die Foto-Models-Inserate oder die privaten Bekanntschaftsanzeigen, die ich parallel schaltete (als ob ich nicht schon genug zu tun hatte :-(

Das erste Treffen ist mir dagegen in Erinnerung geblieben – Conny bewohnte in Kirchhatten mit ihrem kleinen Sohn und ihrer Mutter ein Landhaus/Bauernhaus – Sommertag -- ich fuhr mit meinem Spider hin – sah sie schon aus einiger Entfernung vor dem Haus, anscheinend erwartete sie mich, lange Lockenpracht, brünett oder dunkelrot gefärbt, ausnehmend hübsches Gesicht, Superfigur und ich bemerkte mit meinem geschulten Auge, dass sie keinen BH trug – enge hellbraune Cordjeans – beim Näherkommen fiel mir auch auf, dass sie ziemlich groß war, 174 schätzte ich.

Ich war sofort angetan – ihre Stimme gefiel mir und ihr fast kindliches Lachen - Wie die Wochen danach im Detail verliefen, ist mir im Moment entschwunden, ich erinnere mich aber, dass ich Conny öfter besuchte, auch spät in der Nacht, dazu stellte ich das Auto weiter vorne am Feldweg ab, lief dann in der Dunkelheit zum Haus, klopfte leise an ihr Schlafzimmerfenster (Parterre), dann öffnete sie und ich bin eingestiegen, es hatte was von Romeo und Julia, ihre Mutter und ihr Sohn sollten meinen Besuch ja nicht mitbekommen –

Ich war richtig verknallt in Conny, sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf und tatsächlich war es so, dass ich keinerlei Interesse mehr an anderen Frauen hatte, eine Situation, die ganz selten bei mir vorgekommen war und auch in Zukunft nur zweimal noch vorkam, was aber auch gleichzeitig bedeutete, dass die Gefühlswelt durch Argwohn immer wieder aus der Spur geriet.

Es lief alles viel zu gut, geschäftlich wie privat, naja, nicht alles … (ich war auch noch nicht geschieden, die Scheidung zögerte sich hin, und ich hatte in fast regelmäßigen Abständen Probleme, weil die Anwälte meiner Noch-Ehefrau immer wieder von mir Angaben über Einkünfte forderten, welche ich allerdings alle ignorierte --- daraus resultierten Gerichtstermine, Verbote, meine Tochter zu sehen und sogar eine Verhaftung an der Grenze zu Dänemark, weil ich auf der Fahndungsliste stand. Die „Sicherung“ dauerte aber nur ein paar Stunden. Wir – ein Geschäftspartner und ich – durften weiterreisen. In Dänemark sollten die Lithografien für ein Erotik-Magazin, das wir vorhatten, hergestellt werden ... )

Conny besuchte mich auf öfter in der Raiffeisenstraße, aber fest zusammengewohnt haben wir nicht – und hier spielte ich das erste Mal mit dem Gedanken, die Beziehung abzubrechen, aus folgendem Grund: irgendwie schien ihr der Sex keinen richtigen Spaß zu machen oder sie war gehemmt, ich sah auf Dauer keine Chancen –

- dass ich später dann mit Conny eine Beziehung erlebte oder durchlebte, mit emotionalen Höhen und Tiefen, hatte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht träumen lassen – es wurde mit der Zeit immer schöner und bemerkte, dass es auch ihr als Bettgespielin Spaß machte. Ich mochte ihre Haut am ganzen Körper, ihre Lippen, den Duft ihrer Haare und ihr verhaltenes Stöhnen, es musste ja keine wildschreiende Ekstase sein.

Oft erging es mir nach meinem eigenen so genannten „Finale“, dass mich eine merkwürdige Melancholie überkam, ein mir bis heute unerklärlicher Weltenschmerz, der mich besonders anlehnungsbedürftig machte, doch nur wenn eine tiefe Beziehung zu der Frau vorhanden war. Bei Conny erging es mir meistens so. Ich wurde schwach wie ein kleines schutzsuchendes Kind, aber sie bemerkte das wohl nicht und ich konnte es gut überspielen, wollte keine Schwäche zeigen. Nein, ich wollte stark sein und eine gefühlsmäßige Abhängigkeit vermeiden.

Conny war auch ein gutes Fotomodell und stand für z.B. Kärcher-Reinigungsgeräte Modell (Werbeprospekte – 6x6-Kamera, russische „Kiew“) und für meinen Kunden „Das Pelzstübchen“, das in mehreren norddeutschen Städten vertreten war –

Zu der Zeit, als ich diese Fotos schoss (ich müsste noch Abzüge in irgendwelchen Kartons davon haben), hatte sich Conny aus mir unbekannten Gründen die Haare abschneiden lassen, die ganz Haarpracht war weg, aber der Kurzhaarschnitt passte zu ihrem Gesicht ebenso gut, es war nur so, dass ich wusste: wenn Frauen sich Haare abschneiden, musste etwas Besonderes im Gange sein. Für mich ein Signal und ich vermutete: eine anderer Mann.

Obwohl wir uns immer wieder die Liebe beteuert hatten, Conny auch in Briefen mit Sätzen wie „Ich werde Dich immer lieben!“, blieb ich skeptisch. Verdammt! Meine eigenen Erfahrungen holten mich ein, auch später drängten sie sich immer wieder stark in den Vordergrund und sie trübten die Träumerei. Misstrauen ist keine Grundlage für eine Liebe. Das habe ich mit zunehmender Reife erkannt. Dazu kam, dass ihre Mutter nie richtig auf meiner Seite gestanden hatte und versuchte, Conny zu beeinflussen.

- zig Briefe - Bad Zwischenahn – wann?

- Bad Zwischenahn. Die Zeit, als Conny in Bad Zwischenahn wohnte und wir auch engen Kontakt hatten, kann ich im Moment zeitlich nicht einordnen. Hatten wir wieder zueinander gefunden? Ich weiß noch, dass sie in einer Bar arbeitete und natürlich vor allem nachts beschäftigt war. Dieser Umstand veranlasste mich zu kindlichen Aktionen. Im Morgengrauen setzte ich mich ins Auto und raste nach Bad Zwischenahn, nur um zu sehen, ob ihr Auto vor dem Haus stand. Mindestens (!) ein Mal war das nicht der Fall, was für mich ein Indiz war, dass sie irgendwo anders übernachtete. Ihr Sohn hatte ja eine Betreuung, da ihre Freundin auch dort wohnte.

Andererseits gab es eine Szene, die Connys Verhalten meinem in nichts nachstand, sie war mindestens genauso eifersüchtig. Als ich einmal spät am Abend oder nachts – allein - nach Hause (Raiffeisenstraße) kam, die Treppe hochlief, erschrak ich. Conny lag zusammengekauert vor der Wohnungstür. War das ein Liebesbeweis? Ich überlege: entweder muss es vor oder nach ihrem Auszug gewesen sein, da sie für die Wohnung keinen Schlüssel hatte. Die Haustür musste ihr durch die Versicherungsagentur, deren Geschäftsräume sich im Erdgeschoss befanden, geöffnet worden sein.

Eine Erinnerungslücke wird nun auch geschlossen: Wir haben doch zusammen gewohnt, Conny, ihr Sohn Tim und ich. Wie lange? Ist mir entfallen.

Zu der Zeit gab es zumindest eine Begebenheit, die ich gerne mit Scham ausradieren würde. Aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Conny war unterwegs und ich mit Tim allein. Wir hatten ihm ein eigenes Zimmer eingerichtet. Conny ließ auf sich warten, aber ich hatte geschäftliche Termine. Die Zeit drängte. Kurzerhand schloss ich die Tür zum Kinderzimmer von außen ab. Tim war eingesperrt. Ich ging aus dem Haus. Bei meiner Rückkehr bot sich erstmal ein Scheiß-Bild. Tim hatte mit seiner Notdurft die Wände beschmiert. Natürlich schimpfte mich Conny zu Recht aus. Später, als meine Eltern uns mal besuchten, erfuhr meine Mutter von der Einsperraktion und ich wurde nochmals, jetzt von meiner Mutter zusammengestaucht. Auch zu Recht.

Meine Eltern mochten Conny sehr, sie hätten gerne gesehen, dass ich mich fest an sie gebunden hätte. Auch ihr Sohn hatte ein Stein im Brett bei ihnen. Meine Mutter hatte mir ins Gewissen geredet, dass ich sesshaft werden müsste und Conny „die Richtige“ wäre. Auch mein Vater war stets auf ihrer Seite, was nicht heißen soll, dass er gegen mich war, nein, mein Vater war der einzige, der mich in meiner Selbständigkeit Mut zusprach, er kannte das, war selber quasi selbständig mit der „Deichmühle“. (Conny hatte später mal Post geschickt mit der Anschrift: „An Take Janssen, Norden, Mühle im Garten“, ohne Postleitzahl, ohne Straßenbezeichnung. Der Brief wurde korrekt zugestellt, heutzutage (2022) undenkbar.

Sesshaft werden? Meine Odyssee fing erst an. Zwar hatte ich schon einige Stationen hinter mir – Frankfurt, Offenbach, Heusenstamm, Lage-Lippe, Mönchengladbach -, aber im Vergleich zu dem was noch kommen sollte, war das nur ein Teil vom ersten Teil.

Zurück zu den Erinnerungen an Conny. Eines Abends, allein in der Wohnung, stand ich am Fenster mit einem Glas Whiskey in der Hand, schaute nachdenklich aus dem Fenster auf die Kreuzung. Das Licht hatte ich ausgeschaltet, denn von draußen beleuchteten die Straßenlampen das Doppelzimmer ausreichend. Es mag schon der vierte Whiskey gewesen sein, um das flaue Gefühl im Bauch zu ertränken, als ich das Knattern einer Ente hörte. Damit ist das Gefährt Citröen 2CV gemeint. Conny besaß zu der Zeit eine Ente, und die fuhr soeben am Haus vorbei in Richtung der naheliegenden Bar, höchstens hundert Meter entfernt. Zwar hatte ich mir nie das Nummernschild gemerkt, aber ich war mir sicher. Ich fragte mich, warum sie sich seit ein paar Tagen nicht gemeldet hatte und nun hier vorbeifuhr? Sekunden später folgte die Antwort. Nach dem Halt dauerte es noch eine Weile. Ich bemerkte wie sich zwei Schatten in dem Auto näherkamen, wahrscheinlich umarmten sie sich, die Beifahrertür dann aufging und ein dunkelhäutiger Mann ausstieg.

Einschub: Urologische Praxis im Nachbarhaus .... hatte einen Tripper bekommen - - woher??? ---erzähle später daüber ...

Am Fenster: Der Schock blieb gottlob aus, denn ich hatte mich innerlich ja schon darauf eingestellt, dass ein anderer Kerl im Spiel sein musste, auch aufgrund des urologischen Befundes. Nun war für mich die „Sache“ endgültig besiegelt. Jeder Glaube an Treue wich von mir. Da hatte ich mich in einer Situation befunden, in der ich an diese Frau glaubte und alle anderen „Angebote“ abwies und nun das. Enttäuschung pur.

Ein zweites Mal wurde die Vermutung bestätigt, als ich die Stadtausgangsstraße (Bremer Heerstraße ?…)) befuhr und sie mir mit der Ente entgegenkam. Was sah ich? Einen dunkelhäutigen Mann auf dem Beifahrersitz. Ich wendete und verfolgte sie. Was machte ich da? Was für ein Schwachsinn! Aber nun wollte ich es genau wissen. Sie bemerkten mich wohl, aber ich konnte sie einholen. Letztendlich war die Antwort, dass er hinter der Couch schläft. Ausgeträumt.

Im Nachhinein, heute, am Heiligabend 2022, empfinde ich Wehmut, Traurigkeit, aber auch Selbstzweifel. Warum hatte sie mich hintergangen? Schön oder besser nicht so schön: Ich war nicht immer der Fels in der Brandung für sie, sie fühlte sich als Anhängsel in meinem doch eher geschäftsmäßig ausgerichteten Alltag ... (Steppenwolf: Tenderness)

Später: Nach einigen Jahren trafen wir uns wieder – den Anlass ergründe ich jetzt nicht. Sie wohnten in der Wesermarsch. Spaziergang mit Sohn - Übernachtung ...

Etliche Jahre danach bekam ich eine Einladung zu ihrem Geburtstag. Cornelia war inzwischen verheiratet und wohnte mit ihrem Ehemann in Friesland. Ich fand es gut, dass sie eine Familie waren. Eine intakte Familie kann einem eine unheimliche Kraft geben, allerdings kann auch das Gegenteil zutreffen. Ich selber hatte schon lange mit tiefen Liebes-Leidenschaften abgeschlossen. In Erinnerungen zu schwelgen, war auch nicht mein Ding.

Tja, und was mache ich hier und heute? Weihnachten 2022? Genau: Erinnerungen aufschreiben. Ob ich jemals fertig werde, steht in den Sternen. Wenn ich meine Aufenthalte, Erlebnisse und beruflichen Aktivitäten im Allgäu, in München, Frankfurt, Offenbach, Stuttgart, Mönchengladbach, Norden, Düsseldorf (2x), Köln (2x), Potsdam, Palma de Mallorca … erinnere, dann müssten es wohl Tausende Seiten werden. Dabei taucht die Frage auf: Wozu? Nun gut, schreiben hat ja was von Selbsttherapie und manchmal ist es auch schön, sich zu erinnern.

Zurück zum Ende der Liebe-Leidenschaft. „Damals“ war das so einfach nicht. Es kam was kommen musste: Lustlosigkeit. Alkohol. Vielweiberei.

Wie ich meine Arbeit trotzdem zur Zufriedenheit meiner Kunden erledigen konnte und dabei noch gutes Geld verdiente, ist mir heute ein Rätsel. Ich betrieb damals als Hauptgeschäft die "Werbe- & Show-Agentur" für diverse Kunden quer durch die regionale Wirtschaft, mit Veranstaltungen wie Modenschauen und Promotions-Aktionen, zusätzlich einen Laden mit indonesischen Artikeln (Textilien, Skulpturen...), dann noch kurzzeitig mit einem Geschäftspartner eine Bar in Delmenhorst.

Einfügen Song: "Goodbye Conny"


Sunsanne - Das Puppengesicht
Die Hängepartie zog sich Wochen hin, vielleicht zwei oder drei. Bis Susanne kam. Gesicht wie eine modellierte Puppe, wie aus dem Bilderbuch. Susanne kam in die Agentur mit einem Typen, der bei mir als Druckvorlagenhersteller arbeiten wollte und schon angekündigt hatte, dass er ein Fotomodel mitbrächte. Susanne und ich verstanden uns sofort ausgezeichnet, ich spielte ihr sogar was auf der Gitarre vor, was ihrem Begleiter gar nicht gefiel, er hatte sich selber bei Susanne Chancen ausgerechnet und sah seine Felle davon schwimmen.

Sie war etwa 1,65 m groß, hatte naturblonde Haare, grünliche Augen und einen wirklich gut geformten Körperbau mit allem was Weiblichkeit ausmacht, außerdem schöne Zähne, die sie gerne zeigte beim Lachen mit kleinen Grübchen. Es gab nur einen sauren Tropfen: Susanne war verlobt (mit einem mir unbekannten Typen). Ich hatte nicht vor, eine gute Beziehung zu zerreißen.

Die Initiative ging aber von Susanne aus. Ich fotografierte sie für verschiedene Werbeaktionen. Sie arbeitete bei einer Bank in der Nähe, fragte mich, ob sie sich die Fotos nach Feierabend ansehen könnte. Also trafen wir uns und ich zeigte ihr einige Kontaktabzüge (das sind die Bögen von den Negativen der "Kiew", der 6x6-Kamera) und Fotoabzüge. Am ersten späten Nachmittag besprachen wir die Aufnahmen, wir saßen dicht nebeneinander auf der Couch mit Körperkontakt, ich spürte ihre Körperwärme. Sie nibbelte an einem halben Glas Sekt und fing schon an zu kichern, wehrte sich zwar nicht gegen die Nähe auf der Couch, aber mehr ließ sie nicht zu.

(Beim Schreiben bemerke ich, wie genau ich mich an Einzelheiten erinnere und sogar Gerüche wahrzunehmen glaube, die viele Jahre, manchmal Jahrzehnte zurückliegen.)

Das zweite Mal – ein paar Tage später -- klingelte sie ohne Anmeldung. Ich war angenehm überrascht. Die Begrüßung fiel immer noch freundschaftlich aus. Sie hatte aber offensichtlich vor, mehr als ein halbes Glas Sekt zu trinken …

Nun erzählte sie mehr von sich, erst von dem Typen, der sie (freundlicherweise) mir vorgestellt hatte, von dem sie aber nichts wollte und dann von ihrem Verlobten. Ich erfuhr, dass die Beziehung schon acht Jahre dauerte, aber die Erotik bereits vor vier Jahren abgeklungen war und nie richtig schön gewesen sei. Was sollte ich davon halten? Ich deutete es als Angebot und nahm es an. In der Nacht blieb sie bei mir. Wir kuschelten und hatten intimen Sex, doch Susanne war gehemmt. Sie erklärte das mit ihrer jahrelangen Abstinenz. Für mich war das kein Problem, ich wusste, dass wir das in die richtigen Bahnen lenken konnten und so tasteten wir uns in den nächsten Wochen zueinander.

- Konfrontation mit ihrem Bruder

Wenn ich mit Susanne in den Kneipen und Discos auftauchte, stellte sich Mannesstolz ein, ich genoss die neidischen Blicke anderer Männer aber auch die der Frauen. Susanne genoss es ebenso.

Schön war auch, dass unsere Bettspiele immer intensiver wurden, Susanne kam öfter zwei, drei Mal zum Höhepunkt. (Da fällt mir eine andere Susanne in Köln ein, bei der es ähnlich war ... anfängliche Hemumngen ... meine zweite Tochter ...??)

Nach der Raiffeisenstraße bezog ich ein Gutsherrenhaus in Nethen – 450 qm Wohnfläche, plus Dachboden, plus Keller, plus Auffahrt und kleinem Wald drumherum – zum ersten Vorstellungsgespräch bei der Eigentümerin hatte ich Brigitte mitgenommen – Eindruck erweckt, als wären wir ein Paar (was ja mal stimmte) und würden zusammen einziehen - allein hätte ich das „Schloss“ wohl nie bekommen –

Erlebnisse: - Susanne besuchte mich dort öfter, sogar bei Schnee und Eis fuhr sie die Strecke – ich beendete die Beziehung wegen einem Knutschfleck auf ihrem Hals, angeblich war der von ihrem ehemaligen Verlobten -

- dann Zusammenleben mit zwei Frauen – zwei Monaten
- Marlene, Rastede

Marlene – Rastede – Gutsherrenhaus, - ich hatte ihren Sohn zum Karate-Trainung mitgenommen, er ein dünner, schwächlicher Junge, zeigte sich tapfer beim Training, war stolz, ich glaube, ich konnte ihm etwas Selbstbewusstsein geben

Wohngemeinschaft mit zwei Frauen – Gutsherrenhaus

- Claudia G. !!!
- Maike
- ??? in der Nähe
und Models – Modenschau --

Ich zog wieder in die Stadt - nach Oldenburg.

Zurück zu Weihnachten 2022, ich gehe ja im Momemt durch die Oldenburger Fußgängerzone. Meine damaligen Wohnungen und Büros lagen allesamt im obersten Stockwerk der jeweiligen Häuser. Wenn ich hochblicke – ich bin hier in der Innenstadt bestimmt schon acht Mal umgezogen – , konnte ich die Etagen, die Fenster nicht sehen, weil sie so weit oben unterm Dach waren.

Ich versuche, die zeitliche Folge der Wohnungswechsel einzuhalten. Das schaffe ich heute nicht, es waren zu viele Wechsel. Jetzt in der Lange Straße. Auch hier bewohnte ich das oberste Stockwerk, über einem Kaufhaus. Dort hatte ich aus den ersten fünf Zimmern ein großes machen lassen, indem die Wände herausgenommen wurden. Der so entstandene Raum wurde mit weißem PVC-Belag im Millimeterpapier-Design ausgelegt. Das Design war neu, hatte ich in einer Zeitschrift entdeckt, die PVC-Rollen holte ich persönlich aus Bremen mit einem Anhänger.

Besuche … Angestellte … Modenschauen-Proben ….künstliche Bäume in weiß und eine echte grüne Palme ... Fotorollwand ... Das Hauptaugenmerk war auf die Agentur gelegt, eine gemütliche Wohnung war zweitrangig, die private Sphäre war beschränkt. In dem ersten gut 100 qm großen Raum fanden Besprechungen statt, Meetings, ich empfing Kunden, Mannequins (heute nennt man sie Models) und auch prominentere Leute (... Bernd E ... einer der Autoren / Ideenfinder von Otto). Ein Arbeitsplatz für Mitarbeiterin, eine Bartheke, Fotorollwand. Im hinteren durch eine Tür getrennten Bereich befanden sich das Bad, die Küche, der Ankleideraum, gegenüber ein Raum mit einer langen Arbeitsplatte, wo ich zeichnete und grafische Arbeiten entwickelte, im hinteren Teil mein Büro mit einem Schreibtisch aus rotbraunem Mahagoni. Das Material, 5x5x5 cm großes Holzpflaster, hatte ich von einem Kunden, dem Oldenburger Parkettwerk, bekommen und dann die Klötze selber zusammengeklebt. Mein Schreibtisch-Sessel erwarb ich ebenfalls von einem Kunden, einem Büromöbelhändler, von Tholen und Spiekermann. Ein Tauschgeschäft, Sessel, gegen Agenturleistung. Den Sessel, habe ich heute noch, benutze ihn aber nicht mehr, Armlehnen schon abgenutzt und Gasdruckfeder defekt. Das Modell ist ein Original, entworfen von Prof. Dittmer. Qualität erste Sahne. Man sitzt auf Kissen selbstverständlich aus feinem Nappaleder, gefüllt mit Daunen, also kein Schaumstoff drin, womit die späteren Kopien gefertigt wurden.

Von meinem Büro gab es den Zugang zum über die gesamte Breite gehenden Balkon, ca. 20 Meter.

Schöne Stunden im Sommer … verbracht.

Auch habe ich mal auf dem Balkon an einem Wochenende den Roman „Der Schakal“ komplett gelesen und war für gute zwei Tage in eine andere Welt entrückt, nahm kein Telefonat an, war nicht in den Kneipen wie sonst fast jeden Abend unterwegs.

:: Aber auch: Festnahme, Verhaftung (Vorwurf der Zuhälterei), Fahrt im Streifenwagen durch die Fußgängerzone, tagsüber bei vollem Publikumsverkehr. …. beschreibe ich an anderer Stelle ::

Meinen Schlafraum hatte ich mit einer von mir selber gebauten Schiebetür hinter der Schrankwand versteckt. Die Schiebetür war von außen nicht als solche zu erkennen, sondern sah wie die Rückwand des Regals aus, ein saftiger Farn auf einer Büste der Nofretete war davor platziert, die ich wegstellen musste, wenn ich oder wir ins Zimmer wollte / wollten. Die Büste erwarb ich aus dem Fundus des Theaters. Das Versteckspiel hatte Gründe, auf die ich später noch ausführlicher komme (zum Beispiel befand sich hier mein Bargeld-Depot …).

Fast das ganze Schlaf-Zimmer war, bis auf den Zugang, mit einem Podest versehen, auf dem eine 2x2Meter große Matratze lag. An der Decke ein Sternenhimmel, den ich dimmen konnte und eine Stereoanlage mit hochkarätigen Boxen (von einem Kunden "Gastronomie- und Disko-Audiosysteme") oberhalb und unterhalb des Podestes. Erfreuliche Momente habe ich hier erleben dürfen. Aus dem Fenster freier Blick über die Dächer der Innenstadt.

… Auf einem meiner abendlichen Streifgänge: junge Frau angefixt - Resultat: sie und ich und zwei Freunde in meinem Schlafzimmer gelandet

Keine Übertreibung: In manchen Zeiten hatte ich zwei bis drei Mal täglich/nächtlich intimen Kontakt zu Frauen und Mädchen (nachts, mittags oder nachmittags und dann wieder nachts …) - nebenbei habe ich noch viel gearbeitet; war 24 Stunden „ausgelastet“, und das ohne Stresserscheinungen. Power ohne Ende.

Ich gehe weiter durch die Lange Straße, langsam, bedächtig, vielleicht, so denke ich, bin ich das letzte Mal hier.

Bei dem Penthouse, eher ein Haus auf einem Haus, mit großem Glasgiebel erkenne ich ein schummriges Licht, vielleicht Kerzen oder der lodernde Kamin; auf dem riesigen Dachgarten, mehr als 120 Quadratmeter, damals mit Springbrunnen und kleinem Bächlein, ebenso ein Leuchten, vermutlich ein Weihnachtsbaum. Erinnerungen kommen hoch, hier hatte ich mich wohl gefühlt, hatte alles, was das Herz begehrt, wurde beruflich geachtet - drei Etagen, Kamin, Sauna ... und wurde schließlich doch wieder vom Ruf der Ferne getrieben.

Situationen …
- Models
- Fotosessions
- Modenschauen - Ostfriesen-Mode – Weser-Ems-Halle – Presse – Textwirtschaft – Köln – Radio Bremen – WDR – RTL – VOX – Bastei-Lübbe-Verlag - Promotions-Agentur – Städtevideos – Automagazin – Deutsche Fernsehlotterie – Sängerin aus Österreich – russisches Restaurant – Presseartikel über mich: Schwarzes Schaf wegen „Journalismus mit Schleichwerbung“ -

Ich denke oft an Anuschka ...

Ich bleibe in der Baumgartenstraße stehen, schaue hinauf zum Penthouse. Es ist ruhig. Heilig Abend eben. Anuschka erscheint vor meinem geistigen Auge, drängt sich aus der Erinnerung ins Heute, als ob es gestern gewesen wäre.

Anuschka war Schauspielerin am örtlichen Staatstheater, gebürtige Polin oder Rumänin, ich weiß es nicht mehr. Ist auch egal. Kennengelernt haben wir uns auf einem meiner abendlichen Streifgänge durchs Kneipenrevier. Eigentlich war sie wohl mit einem Zeitungsredakteur befreundet, den ich auch kannte und oft in den Bistros sah. Anscheinend aber war deren Bindung nicht so fest. Einmal sagte er zu mir: „Sie mag Dich mehr als mich …“ Es schien ihm nicht viel auszumachen, was mich ermunterte, meine werbenden Aktivitäten zu verstärken.

Anuschka war mit einer Superfigur gesegnet. Heute, Jahrzehnte später, sehe ich sehr selten Frauen oder Mädchen mit einer solch weiblichen Gestalt. Wenn sie lachte, und sie lachte viel und laut, war es eher wie ein Glockenspiel, untermalt mit einem Glucksen. Jedem Mann mussten die Knie und das Herz weich werden. Außerdem hatten wir die gleiche Art des Humors, … (( Beispiele später )). mochten beide die Musik von Van Morrison, dessen Lieder und Balladen wir oft bei oder nach unseren Bettspielchen hörten.

Immer wenn starke Leidenschaft mitspielte erging es mir so, dass nach dem „Finale“ eine sonderbare Melancholie in mir hochkroch (hatte ich schon mal bei Conny erwähnt), der Blues und die Balladen intensivierten diesen lieblich-flatternden Kriechstrom noch und Anuschka verstand es, hatte eine Antenne dafür, mixte mir dann sogar ein Getränk - ich hatte zu der Zeit immer eine gut gefüllte Bar -, was die melancholische Stimmung (nicht mit Depression zu verwechseln!!) natürlich noch verstärkte, wahrscheinlich machte sie das aber auch, weil sie mich mit dieser Schwäche fester an sich binden konnte. Weibliche Raffinesse. Aber angenehm raffiniert.

Ich war stolz, sie an meiner Seite zu haben, wenn wir in der Szene unterwegs waren, was natürlich auch Neider und Hetzer auf den Plan rief, aber das kannte ich schon und habe das immer wieder erlebt, denn ich durfte in meinem Leben mit wirklich tollen Frauen zusammen sein. Dafür bin ich heute sehr dankbar, ich weiß nur nicht, wem genau ich danken soll. Dem Universum, einem Gott, den Engeln …?

Als Model an Modenschauen teilzunehmen, auf einem Catwalk zu laufen, fand sie affig, hatte aber nichts gegen meine Tätigkeit.

Einschub zu den Modeschauen: Moderationen gemeinsam mit Renate Kern / Nancy Wood. Wir verstanden uns sehr gut, sie zeigte keinerlei Star-Alüren. Einmal sogar wollte sie kein Honorar annehmen. Sie schlug mir vor, dass ich das Cover ihrer ersten Langspielplatte als Nancy Wood mit meiner Handschrift versehe. Wir saßen in ihrer Küche, auf einer Eckbank, eine wie ich sie von meinem Elternhaus kannte, wir saßen nicht im Studio. Die LP wurde in Nashville produziert, obwohl ihr Ehemann Klaus-Dieter Hildebrandt ein Studio in Ganderkesee (Hoyerswege??) betrieb.

In dem Studio habe ich die erste Single der 1. Fußballmannschaft des VfB Oldenburg aufgenommen, 13 Fußballer sangen „Wir vom VfB steigen in die Höh“ zu den Rhythmen der Band „Calvados“ aus Großenkneten – Autogrammstunden im Famila-Center - gepresst wurde die Platte bei "Ronny" ("Kenn ein Land, irgendwo ..." ) usw.

In der Country-Szene hatte die LP von Nancy großen Erfolg, leider nicht in Deutschland (z.B. Auftritte im Musikladen), sondern in den USA, sie galt in der amerikanischen Country-Szene als "Best European Country Singer". Besonders der Song "Turn your love light one". Ich mochte aber mehr den Song "Could I borrow your arms for tonight". Wahrscheinlich, weil wir uns in dieser Hinsicht (freundschaftlich) sehr nahe waren.

Song und Text (Einshub)

Nancy/Renate hatte mich mal zu einem Treffen in Köln eingeladen, weil sie dort ein Live-Interview mit Chris Howland (Studio B) hatte. Ich konnte das nicht wahrnehmen, ich glaube, ich war irgendwo unterwegs. Wieder einmal.

Renate alias Nancy hat Suizid verübt, sie erhängte sich. Ich bekam das leider erst später mit.
Renate, ich hoffe von ganzem Herzen, Du hast es schön und wohlig warm im Himmel "mit Armen, die sie umarmen". Ich habe Deine Freundschaft vernachlässigt ...



Krasser Satz zurück in die Gegenwart. Mein Gang durch die Innenstadt. Am Morgenhimmel zeigen sich schon die ersten hellen Schlieren.

Als Anuschka sich zwei Tage lang nicht gemeldet hatte, stieg mein mulmiges Gefühl, das sich schon am ersten Abend einschlich, noch höher, vom Bauch bis an die Gurgel.

Meine Anrufe waren ins Leere gegangen. Hatte Anuschka zu ihrem einstigen Freund zurückgefunden oder jemand anderen kennengelernt? Es ist so ein fieberndes Gefühl im Leib, ähnlich wie das des Verliebtseins, mit dem Unterschied, dass nur das Brennen von ein oder zwei Whisky, auch um schon die Mittagszeit, wenn ich keine Termine hatte, etwas lindern konnte. Ich fand mich damit ab und zog – wieder einmal - einen Schlussstrich. Wie viele hatte ich schon gezogen? Ich kam zu der Erkenntnis, dass das Leben aus Abschieden besteht. Es sollten noch einige mehr werden.

Erst am dritten Tag ging ich abends wieder auf Achse und erfuhr dann, dass Anuschka im Krankenhaus lag. Ein Nachbar hatte ihr Wehklagen gehört und den Notarzt angefordert.

Natürlich begab ich mich am nächsten Morgen sofort zu ihr. Ich saß an ihrem Bett und hielt ihre Hand, ihre Hände, küsste sie auf die Stirn, auf die Wange, bei ihr rollten erst die Tränen, ich tupfte ihr die Tränen ab, dann lächelte sie ein bisschen kraftlos.

„Wo warst Du?“, fragte sie. Meine Augen wurden feucht, ich brachte erst kein Wort heraus. Ich wollte ihr auch keine Vorwürfe machen, dass sie mich nicht angerufen hatte in ihrer Not.
„Ich dachte, Du wärst mit einem anderen …“
„Du Dummer ...“

Die Tür ging auf, der Arzt, in Begleitung von zwei weiteren Weißkitteln kam herein, guckte und fragte: „Ist das der Übeltäter?“

Meinte der mich? Nun erfuhr ich, dass Anuschka eine Früh- und Fehlgeburt erlitten hatte. Ich hätte es bemerken können, bemerken müssen. Tage zuvor hatte Anuschka bei unseren intimen Spielchen schon etwas geblutet. Ja, ich Dummer ...

Anuschka wurde bald aus aus der Klinik entlassen, musste aber zu Hause ruhen. Ich besuchte sie so oft ich konnte in ihrer kleinen Dachwohnung, brachte Baguetts mit oder Torte, machte Tee, wir kuschelten auf dem Sofa, philosophierten über Gott und die Welt und dass wir, besonders ich alles besser machen würde. Nachts lag ich neben ihr auf ihrem Bett, ich schonte sie, liebkoste sie, sah wie es ihr gefiel.

Erst wenn der Morgen dämmerte, machte ich mich auf in mein Berufsleben. Es war immer wie ein Abschied für die Ewigkeit.

Wie ich schon sagte: sie war Schauspielerin.

„Willst Du schon geh’n? Der Tag ist noch so fern“, flüsterte sie. „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, die Dein waches Ohr durchdrang. Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort. Glaub` mir, Liebster, es war die Nachtigall …“

Am nächsten Abschieds-Morgen konnte ich entsprechend erwidern, weil ich Romeo und Julia angelesen hatte: „Die Lerche war’s, die Tagsankünderin.“

„Noch tagt es nicht, drum bleibe noch, es ist nicht Not zu geh’n.“

„Stets hell und heller wird’s, wir müssen scheiden.“

„Hell? Dunkler stets und dunkler unser Leiden.“

Daran denke ich heute mit Wehmut und meine Augen werden feucht. In den vergangenen Monaten habe ich oft daran gedacht, auch nach Jahrzehnten sind diese Momente in mir hängen geblieben, ihr Flüstern, ihr Glucksen, ihre Hand, die meine so lange hielt, bis ich mir einen Ruck geben, mich losreißen musste.

Dann das Schicksal mit seinen Tücken. Mit seiner rücksichtosen Brutalität. Ich verließ Anuschka bald, weil in mir wieder dieses Fernweh brannte, ja schmerzte. Aber es muss noch einen anderen Anlass gegeben haben, der mir im Detail heute nicht einfällt oder ich habe bewusst danach gesucht. Ohne Vorankündigung besuchte ich Anuschka nachmittags und wurde überrascht: sie hatte Besuch von ihrem ehemaligen Freund, dem Redakteur. An sich nichts Schlimmes, doch zu der Zeit wurde ich (wieder mal) von Eifersucht und Argwohn hin und her gerissen, gepeinigt.

Zwei Monate später war ich in Köln, eine andere Aufgabe wartete. Anuschka wollte mit. Aus mir unerklärlichen Gründen gab ich zur Antwort: „Stets hell und heller wird’s, wir müssen scheiden.“ Ihr Part blieb aus, sie weinte nur.

Aber vielleicht war das bei mir alles auch nur Selbstgeißelung, die Sache mit dem Fernweh. Man kann immer nur dem stärksten Impuls folgen.

Wir hätten in der Medienstadt Köln gemeinsam viel bewegen können, weil sie ja Schauspielerin war. Vielleicht hatte ich die Sorge, dass ich sie verlieren könnte, in der Show- und Filmbranche. In diesem Gewerbe schwimmen viele Haie und Kraken. Denn über eines war ich mir sicher: sie war eine Frau, die Männer wie das Licht die Motten auf sich zog.

Was aus ihr geworden ist, wo sie lebt, was sie macht ... ich weiß es nicht. Ich wünsche ihr inniglich, von ganzem Herzen, dass sie das Glück gefunden hat. Bitte vergib mir, Anuschka, wenn ich Dir weh getan habe. Ich denke oft an Dich. Ich war ein Vollidiot. I wish that I could find her now. My love is soft. I'd take her to bed tenderly. (Songtext von Steppenwolf "Tenderness")

Einfügen Song von Steppenwolf: "Tenderness"



Corinna - Superwoman mit Charakter

Mein Weg führt in die Staustraße. Hier bewohnte ich eine zweistöckige Wohnung mit Büro nach meinem über vierjährigen Aufenthalt in der Medienstadt. Über Köln werde ich an anderer Stelle berichten, jetzt bin ich ja in Oldenburg und sehe Corinna vor meinem geistigen Auge.

Corinna hatte ich während eines Interviews mit Nina Hagen kennengelernt, sie war ihre Promoterin. Corinna besuchte mich in OL sogar einige Male. Ein Charaktermensch, eine Super-Frau, hüftlange blonde Mähne, eine Figur, wie gemalt, intelligent, sprachgewandt, Filmgeschäftsführerin. Sie lief damals schon bauchnabelfrei, auch im Büro, war mal Miss …? einer Großstadt - alle Männer, Produzenten, Redakteure (außer die auf Männer fixierten) waren scharf auf sie, aber Corinna war eine Frau mit Charakter und das ist sie bestimmt immer noch.

Leider benahm ich mich auch bei ihr letztendlich wie ein Tölpel. Doch zuvor gelang es mir (in Köln) ihre Sympathie zu gewinnen. Mit großen Versprechungen, wie sie andere gut positionierte Leute in der TV-Branche von sich gaben, konnte ich als Rechercheur und Co-Autor nicht aufwarten, naja, zwischendurch war ich ja auch als Produzent von Videos, Sendebeiträgen, unter anderem für die Deutsche Fernsehlotterie, und Ideenspender für die Comedyserie „Samstag Nacht“ tätig.

Welche Karte, welchen Trumpf konnte ich ausspielen? Ich schickte ihr Comics und Cartoons. Eigens für Corinna, selbst gezeichnete, witzige Dinger. Damit konnte keiner der dicken Angeber mithalten. Die Comics wirkten.

Das letzte Treffen war während des Oldenburger Stadtfestes. Ich war stolz wie Oskar, sie an meiner Seite zu sehen.

Tja, die Freunde ….
Ich nehme bis heute an, dass mir meine „Freunde“ irgendwas in die Getränke, die sie mir spendierten, getan hatten. War nämlich total besoffen, benebelt, fast gelähmt. Wir saßen dann noch vor dem Kamin, sie auf der Couch,ich auf dem Boden, hing mehr zwischen ihren Beinen, sie flüsterte mir ins Ohr, dass sie mich mag, auch "meinen Body", aber der zuvor "zwangsweise genossene" Alkohol machte alles zunichte. Die Nacht mit Corinna war nicht so dralle, was an mir lag. Kumpel Alkohol aber ist nicht schuld, ich hätte mich beim Kneipengang gut zurückhalten können. Bin ich immer noch ein dummer, zurückgebliebener Bub?

Heute vermute ich, dass Intelligenz und Dummheit durchaus miteinander spazieren können. Sie müssen sich nicht verstehen, erst recht nicht ergänzen, sie laufen einfach nebeneinander her, ohne ein Paar zu sein. Sein zu wollen. Der Intelligenz interessiert die Dummheit nicht und umgekehrt. So kommen sie nie zusammen und gehen trotzdem einen gemeinsamen Weg. Aber: Einfachheit kann Intelligenz durchaus übertrumpfen. Denn nicht alles lässt sich "intelligent" bewältigen. Beispiel Leidenschaft.

Am nächsten Morgen draußen beim Frühstück, Außengastronomie, in der Gaststraße. Ein Hund bellte jeden an, der vorbeikam. Herrchen und Frauchen zwei Tisch weiter lachten darüber. Dann sagte ich - noch benebelt: „Wenn der Hund hierher kommt, kriegt er eins mit dem Aschenbecher auf die Schnauze.“ So, damit hatte ich mir selber den Dolchstoß versetzt. Corinna liebte Tiere, hatte selber ein Pferd, das allerdings bei ihren Eltern in Schleswig-Holstein stand.

Auf der Fahrt von Oldenburg zum Bahnhof Bremen, die ziemlich wortkarg verlief, hätte ich mit meinem Jaguar XJS bei gut 240 Sachen fast einen Unfall gebaut, weil ich mit dem Noch-Alkoholgehalt im Blut knapp an der Leitplanke vorbeischlitterte.

Auf dem Bahnsteig verweigerte Corinna mir die Umarmung. Das war’s dann. Wieder einmal hatte ich alles vermasselt. Ich hatte mich beim Frühstück wie ein Macho benommen, das wurde mir allmählich klar. Und das bei diesem einmaligen, besonderen Menschen, bei dieser Frau, die bereit war mich zu ehelichen. Beim ihrem vorherigen Besuch hatte sie mir sogar gesagt: „Wir können als Gespann die Stadt erobern.“ Ja, Ehrgeiz hatte sie auch, und ebenso sicher die Sehnsucht nach einer Familie, wonach mir gar nicht der Sinn stand. Was sie sagte, meinte sie im guten Sinne, das weiß ich. Ich Idiot. Was war bloß mit mir los?

Es gelang mir, mich abzulenken. Liebschaften gab es einige.

Erinnerungen sind sprunghaft. Im Moment gehe ich ja den Erinnerungslauf durch die Oldenburger Innenstadt. Da bin ich gedanklich wieder in der Raiffeisenstraße.

– Spider wurde total demoliert - von wem?

- Angelique – mit bei Kunden, z.B. bei Siebdrucker-Jubiläum
- Ellen – Corvette – Metaxa während der Fahrt zum Grünkohlessen
- Monika (Verlag ...
- Aurelia – Bistro -- -- ich mit zwei Schwestern weg
- Türkin – Name? Querelen mit ihrem Bruder
- Ute St. (Lange Str.)
- Ruth (17 Jahre, Lange Str.)

Penthouse Amalienstraße (an der Brücke), 190 qm, Innen- und Außenkamin, habe im Sommer sogar auf der Terrasse geschlafen – Nistkasten für Meisen angebracht = weniger Mücken

- Geschäft läuft gut- Betreue den „Oldenburger Kultursommer“ (Werbung, Sponsoring, auch eigene Veranstaltung auf dem Rathausmarkt)

- Modenschau auf dem Rathausmarkt (Jeans Schröder)

- Betreue das „City-Managment“, alles, Pressearbeit, Werbung ... usw - Ostfriesische Modekollektion bei Weser-Ems-Schau – Radio Bremen „Wundertüte“ – Anruf vom WDR, Redakteur …. ? - kurzfristig nach Köln

- noch in Oldenburg

- Brygida, aus Weißrussland, heute Belarus, Grafikerin – nannte sich aber Brigitte, ich riet ihr, ihren echten Namen Brygida wieder zu verwenden -- Konfrontation mir ihrem Freund -- Kurze Beziehung - Blut auf der Couch –

- Manuela; sie wollte unbedingt bei mir arbeiten, lange rote Haare, Gesicht wie eine Filmdiva aus den Zwanzigern – Manuela lernte ich in einem Fitness-Studio kennen, nicht beim Sport, sondern wegen einer Kunst-Ausstellung, die ich mit einem Fotografen, Rolf Ahlers, plante - er Fotos, ich Zeichnungen – beim ersten Treffen im Fitness-Studio fiel mir auf, dass Manuela meine Lederweste fixierte, später dann erfuhr ich von ihrer Faszination zu Lederklamotten, habe sie auch fotografiert

- zusätzliche Wohnung, doppelstöckig, am Bahnhofsplatz (es lief finanziell eben gut)

– Damen vom Eros-Center, Kaiserstraße, respektvolles Verhältnis, begrüßten mich sogar an der Tankstelle

- danach Wohnung und Büro in „Alte Amalienstraße“ – Maryam aus Teheran, Iran

- Einbrecher unten

- von hier aus nach Bremen mit Maryam und Sohn

Maryam war / ist sicher noch eine Schönheit. Wie fast alle Frauen aus Persien. Da liegt auch daran, dass sie Wert auf Ihre Weiblichkeit legen und sich pflegen, im Gegensatz zum Beispiel bei den meisten Frauen im „Bremer Viertel“, wo ich zwei Jahre wohnte und ein Büro hatte – Magazin alle zwei Monate -

Maryam hatte / hat noch der drei Schwestern in Oldenburg, wenn die gemeinsam durch die Stadt liefen, hat jede/r geguckt. Einen kleinen Wermutstropfen hatte das Erscheinungsbild aber für mich persönlich oder besser für meinen Geschmack, der sich aus meinen 80er Jahren (Modenschauen, Fotos etc.) erhalten hat. Ich stehe nicht so sehr auf volominöse Hintern, die sich bei den Frauen aus dem Orient, ich kenne nur die persischen und türkischen Frauen, irgendwann „entwickeln“. Dennoch: an der Schönheit gibt es nichts zu mäkeln.

Eine Szene im Restaurant. Ich sitze mit Maryam dort und eine Servierkraft kommt an den Tisch, fragt, „Darf ich Ihnen ein Kompliment machen“. Ich sage: „Danke, dürfen Sie.“ Wir lachen, denn natürlich hat sie Maryam gemeint. „Sie sehen aus wie eine Kaiserin“, sagt die Bedienung. Und das als Frau! Als Mann ist man immer stolz und wächst in den Himmel, wenn eine schöne Frau an seiner Seite ist. Das färbt ab, damit kann „mann“ sich schmücken.

Ein anderes Beispiel. Wir wohnen schon in Bremen. Ich lese in der Zeitung, dass der Trainer von Werder Bremen, Thomas Schaaf, eine ViP-Party in der Havanna-Lounge gibt (an der Stelle an der Schlachte befindet sich heute „Bar Celona“; einen der Gründer, Hannes Hoyer, kannte ich gut aus Oldenburger Zeiten -- er lebt leider nicht mehr – Gehirntumor, wie sein damaliger Geschäftspartner Franz Janisz ) –

Ich sagte zu Maryam „Da gehen wir hin“. Ich plante ja ein überregionales Magazin zu machen und Interviews aufzunehmen, über den lokalen Bereich des „Viertels“ hinaus. Mit meinem Presseausweis dürfte der Eintritt kein Problem sein. Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis Maryam sich „zurecht gemacht“ hatte. Frauen! Ich wartete wie auf heißen Kohlen.

Dann vor dem Eingang. Ein Türsteher fragte nach der Einladung, die ich nicht hatte, konnte aber meinen Presseausweis vorweisen. Er ging kurz weg, um dann mit einem weiteren Türsteher oder Securityman zurückzukommen. Und der sagte: „Schöne Frauen sind immer willkommen.“ So kamen wir ohne VIP-Einladung hinein.

Aus dem Interview ist nichts geworden. Als wir an der Theke Platz genommen hatten, fragte ich nach Thomas Schaaf, den wir nicht entdecken konnten, und teile mein Begehren mit. Es erschien seine Agentin. Sie wollte ihn fragen und ging kurz weg, nun sahen wir den Trainer mit einigen anderen Leuten hinter einer durch ein Tau getrennten Absperrung. Die Agentin unterhielt sich mit ihm, kam zurück und eröffnete mir, dass ich mich ganz formell an die Agenturadresse wenden sollte, um einen Termin zu vereinbaren. Das motivierte mich überhaupt nicht, will heißen, dass ich keine Lust mehr hatte auf ein Interview. Fortan hießt Thomas Schaaf für mich „Thomas A...sch“.

Später, als ich schon Ausgaben meines Magazins „TOPIC life“ herausgebracht hatte, bestätigte sich meine Meinung. Zu der Eröffnung der „Bolzerei“ in der Überseestadt hatte ich eine Presseeinladung bekommen. Der ehemalige Trainer von Werder war auch anwesend und benahm sich wie erwartet, ich hatte nicht vor, ihn zu interviewen.

Meine späteren Interviewpartner von Werder Bremen, nämlich „KDF“, Klaus-Dieter Fischer, Geschäftsführer, und Willi Lemke, Vorstandsvorsitzender, waren dagegen sehr sympathische Gesprächspartner.

Zurück zu Maryam. Eigentlich ist es immer schwierig, mit Frauen den gleichen Humor zu teilen, besonders dann, wenn sie aus einem fernen Land stammen und die Ironie und die Feinheiten im Gebrauch der deutschen Sprache noch nicht gut verstehen. Aber das ist auch unter vielen Deutschen mindestens genauso schwierig.

Dennoch hatte Maryam eine Antenne dafür. Beispiel: Wir kommen an einer Plakatwand vorbei, darauf ist ein Extrem-Bodybuilder zu sehen. Ich sage ganz ernst: „Warum haben die denn auf meinem Foto ein anderes Gesicht draufgesetzt?“ Maryam konnte sich gar nicht mehr einholen vor Lachen. Obwohl, soooo ein Spargel-Tarzan war ich auch wieder nicht, hatte keinen Bierbauch o.ä.

Das habe ich ein paar Mal wiederholt, wenn wir bei unseren Spaziergängen zum Beispiel an einer Litfaßsäule vorbeikamen, auf denen fitnessgestählte Körper zu sehen waren. Meine Sprüche: „Haben die noch nichts von Urheberrecht gehört? Mein Körper gehört mir.“ oder „Ja ja, wieder mal mit Photoshop gearbeitet, was ?“ Sie hat immer wieder gelacht. Der Witz war immer wieder frisch.

-- Maryam: Doktor-Titel mit mir gefeiert, nicht mit Familie

-- Freundin, Sarah, auch Perserin, Kontakt …

Erste Komplikationen mit der Familie, mit den Männern, sicher auch, weil ich einen Jaguar XJS Arden getunt, Fahrwerk, Felgen und dazu noch eine schöne Limousine, 740i BMW E32, 8-Zylinder, 286 PS, fuhr. Die Schwestern und Töchter waren mir alle wohl gesonnen.

- Familienfeier. Situation in der Küche. Ich „half“ ein bisschen beim Salat zubereiten. Das allein schon genügte, meine „Männlichkeit“ in Frage zu stellen. War mir scheißegal, ging mir komplett an der Hutschnur vorbei, ich wollte von den Männern weder Sympathie noch Freundschaft, weit mehr wog die Akzeptanz bei den Frauen. Und die hatte ich. Also: Ich schnitzte in die Schlangengurken Smileys, die dann in Scheiben in der Schüssel und auf dem Teller auftauchten. Bei den Kinder helle, ansteckende Freude, bei den Frauen Lacher, bei den Männern todernste, mürrische Gesichter.

Letztlich war das Ende der Beziehung auch wieder Eifersucht, nicht von meinerseits, sondern von der Seite meiner Freundin und gleichzeitig von der Seite ihres Sohnes. Das Zielobjekt in beiden Fällen war ich, ich stand zwischen den Stühlen. Ich hatte ja inzwischen genügend Lebenserfahrung gesammelt und sah nicht ein, mich wegen kulturbedingter Unzulänglichkeiten und orientalisch-traditioneller Mutter-Sohn-Beziehung einordnen und unterordnen zu müssen. Auf einem Spaziergang eröffnete ich Maryam, dass wir uns trennen sollten, wenn sich an der familiären Lage nichts ändern sollte. Diese änderte sich leider nicht. Mit Maryam alleine wäre ich gut zurecht gekommen. Im nachhinein tut es mir leid, mich von einer tollen, charaktervollen und obendrein noch schönen Frau getrennt zu haben. Wie ich schon an anderer Stelle sagte: Das Leben besteht wohl aus Abschieden. Sie bewohnt in Bremen immer noch die Räume, die ich damals angemietet hatte und betreibt dort auch ihr Büro als Verkehrspsychologin, gibt Unterstützung bei der Wiedererlangung des Führerscheins. Die ersten Frage- und Gutachter-Formulare mit Textbausteinen hatte ich sogar für sie entwickelt.

Tochter Mignon - Ein unverhofftes Drama

Dann folgte ein richtiges Drama, ausgelöst von meiner Tochter.

-- Ich betrieb - neben der PR- und Werbeagentur - eine Galerie mit russischen Künstlern, mit Malern der alten Schule – ich bot meiner Tochter an bei mir zu arbeiten, weil sie auch Ambitionen zur Malerei hatte – ich gab ihr Vollmacht über mein Bankkonto – Der Effekt: sie leerte/ plünderte das Konto, wahrscheinlich beeinflusst durch ihren Umgang / Freund – sie ließen mir noch 200,-- Guthaben, vielleicht für Lebensmittel ... – die Miete konnte ich nur bezahlen weil ich über Bargeld verfügte -

- endlose Enttäuschung – Alkohol - Motorradunfall, Landstraße, wollte „Zug“ ausweichen, der in echt ein Kuhstall mit erleuchteten Fenstern war - bei 150 auf Feld / Wiese gelandet, bis Morgengrauen dort gelegen – fast halbseitige Gesichtslähmung - Motorrad Okay, aber voll Sand --- zu Eltern gefahren – hatte meine Eltern gebeten, nichts zu erzählen, meine Mutter hat dennoch geplaudert - danach Email mit abfälligen Bemerkungen von meiner Tochter „Jetzt ist dir auch endlich mal was passiert. Nichts mehr mit dieser Selbstherrlichkeit, was?“ Seitdem will ich keinen Kontakt mehr.

- Bilder der Erinnerungen springen mal hier hinmal fort hin --- Modenschau-Tournee durch Norddeutschland - Modenschau auf dem Marktplatz u.a. Jeans --

---- Schwenk zu Verhaftung (Lange Straße) im Streifenwagen durch eine volle Fußgängerzone - Anklage wegen Zuhälterei – ein Model hatte fünf weitere aufgewiegelt, weil sie nicht bei allen Modenschauen dabei waren -- Erste Vorladung direkt aus der Zelle. Die Richterin fragte der Reihe nach, wer „intimen Kontakt zum Angeklagten“ hatte. Fünf antworteten mit „Ja“ oder nickten bejahend, nur die Aufwieglerin verneinte. Ich durfte wieder nach Hause. Der zweite Gerichtstermin, ich allein mit der Richterin und der Protokollführerin. Urteil: Ich musste nur die Kosten für die Setcards zurückzahlen. War aber in dem Anklage-Sinne nicht vorbestraft.

Damals galten noch andere Gesetze in Bezug zum Arbeitsmarkt. Fotomodelle und Mannequins durfte nur die „Agentur für Arbeit“ (so hieß die Behörde glaube ich), vermitteln. Ich kam relativ gut aus der Sache raus, weil mir meine Kunden im Textil- und Modebereich bescheinigten, dass ich feste Aufträge zur Durchführung der Modenschauen hatte, zu der eben auch die Mannequins gehörten, somit war das keine Fremdvermittlung und erst Recht keine Zuhälterei. Allein, dass ich mir die „Bescheinigungen“ von den Kunden ausstellen lassen musste, war peinlich.

Ich weiß noch, ich hatte die Nase nun gestrichen voll von Fotosessions und Modenschauen. Irgendwie sehnte ich mich nach meinen verflossenen Liebes-Leidenschaften. Reue kam hoch. Ich hatte vieles kaputt gemacht. Kontakt suchen zu Conny? Anuschka aufspüren? Corianna anmailen? Das hätten sie nicht verdient. Also konzentrierte ich mich beruflich auf die Arbeit einer klassischen Werbeagentur.

Aber ewig lockt das Weib.

- später Souterain-Wohnung in xxxxStraße ?? - zwei Freundinnen – BMW CSi – Wasserbett –

- BMW Coupé– dunkelblau, viel Chrom - bei Kehrtwendung auf der Alxanderstraße rast ein anderes Auto in die Seite, die Schuld lag bei mir – ein Ladenbesitzer von der Geschäftsseite (auf der anderen Seite lag der Friedhof, Dreieck zwischen Alexanderstraße und Nadorster Straße) ruft „Schade, schade, so ein schönes Auto!“

- Zum Friedhof fällt mir noch eine Begebenheit ein. Ich war abends in einer Kneipe verabredet (Straße …? hinter dem Friedhof). Da ich spät dran war und nicht um den „friedlichen Ort“ herumlaufen wollte, nahm ich den kürzeren Weg, nämlich direkt über den Friedhof, bei Dunkelheit. Vorne konnte ich durch das Eingangstor, aber hinten fand ich kein Tor, nur die etwa zwei Meter hohe Steinmauer. Was machen? Da ich sportlich gut drauf war, gelang es mir, hochzuklettern und auf der anderen Seite runter zu springen. Gesehen hat mich „Gott sei Dank“ wohl niemand und die Ruhenden schwiegen wie ein Grab.

Zurück zu Weihnachten ‘22 in Oldenburg

Frühmorgens Rückfahrt nach Bremen. Höre kein Radio, lausche nur dem Motor, läuft gut und ruhig, fahre auch nicht schnell, die Scheinwerfer sind etwas zu schwach (Oldtimer eben...) , sollten stärkere Birnen rein.

Der Beifahrersitz ist leer. Fühle mich ein bisschen einsam. Ich bin der „lonely Wolf“, ich bin der Cowboy auf seinem treuen Pferd, seinem einzig verbliebenen Freund, ich, von meiner Geliebten verlassen, durch die Prärie reitend, auf dem Weg in eine andere Stadt, ich bin Tom Dooley auf der Flucht vor dem Sheriff, Ghostrider überholen mich ... vor mir die Skyline der Rocky Mountains, ein bisschen verschwommen, in unerreichbarer Ferne ... ich bin der Asphaltjunkey in dem geklauten pink Cadillac auf einer endlosen Geraden der Route 66 ...komisch, dass man mit offenen Augen diese Film sehen kann ...denn real ist es die Autobahn von Oldenburg nach Delmenhorst ...

Dann spüre ich neben mir etwas, was sich an mich herantasten will. Ich lasse es zu. Langsam kriecht ein lange nicht verspürter, tieftrauriger Seelenschmerz zu mir rüber, dringt in mich ein. Seelenschmerz? Wo sitzt die Seele, wo kommt sie her? Ist es überhaupt Schmerz? Es ist eine Mischung von „süß-sauer“ und „wohlig-ätzend“. Nein, weh tut es nicht wirklich. Ich finde keinen Ausdruck dafür. Muss ja auch nicht. Plötzlich der Wunsch, mich bei den Menschen zu entschuldigen, die ich einfach zurückgelassen und vielleicht sogar verletzt hatte. Was soll das jetzt? Ein bisschen Schmerz ist es schon, verbunden mit dem Bedürfnis, es erleiden zu wollen. Bin versucht, das Radio einzuschalten und bluesige Musik zu hören, doch ich lausche weiterhin den Fahrgeräuschen und träume von den vergangenen Oldenburger Zeiten.

Dabei kommt meine derzeitige Situation mit ins Spiel, die Diagnose (im Mai 2022): Krebs. Unheilbar. Eine Stufe höher als fortgeschritten, im metastasiertem Stadium. Trage dies sicher schon einige Jahre in mir, wie mir der Arzt sagte. Brauchte auch bis letztes Jahr keinen Arzt, außer für Augen und Zähne. Wie und warum ich 2022 zum Arzt kam / musste, schildere ich an anderer Stelle.

Sachlichkeit verscheucht den Seelenschmerz.

Wieviel Zeit bleibt mir noch? Vier Monate? Acht Monate? Zwei Jahre? Fünf Jahre? Prognose vom Arzt: Ohne Chemotherapie erleben Sie den nächsten Geburtstag nicht. Das wären ab heute noch fünf Monate. Diese Sch…ßtherapie will ich aber nicht. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Und was bringen vier Monate (lt. Statistik) mehr Lebenszeit?

Gegenwehr kommt auf. Es kann doch nicht sein, dass ein paar böswillige Scheiß-Zellen einen Menschen zerstören. Was bilden die sich ein? Und warum der großartige Körper, von dem ich mal geschrieben hatte (Onelife Magazin), dass er ein gut funktionierendes, selbstregulierendes, kybernetisches Systen ist, nichts dagegen unternimmt. Warum lässt du das zu, mein Körper? Nein, du bist nicht MEIN, sondern Körper eines 'Unsiversum' odder 'Multiversums'. Wem gehörst du? Wem bist du hörig? Einen "lieben" Gott gibt es sowieso nur bei den Mühseligen und Beladenen .. (Matthäus ...???)

ich nehme mir vor, an dem Tagebuch weiter zu schreiben, das ich aufgehört hatte irgendwann im September. Es sollte titeln „Ein Mann. Der Krebs. Das Tagebuch.“ Aber ich werde das Gewicht nicht mehr auf diese heimtückische Krankheit legen. Sie soll nur ein Teil der Erinnerungen meines Lebens sein, was sie ja auch ist. Ich will auch das „K-Wort“ nicht mehr erwähnen.

Zuhause in Bremen, in meiner Dachwohnung. Ich hatte vorgesorgt, Wein, Sekt, Rum, Akquavit, skandinavischer, Cola … denn ich wusste, dass er kommt, der Blues und vielleicht kommt auch unverhoffter, erfreuender Besuch.

Komplize Blues, Brother Blues, schlich sich schon während der Party dazu, als es zunehmend sentimentaler wurde. Von meiner gesundheitlichen Situation erzählte ich keinem etwas. Ein bisschen peinlich war mir dort nur, dass der Gastgeber mein Buch „Chip-Sklaven 2050“, unter meinem Pseudonym Taco Palmer, welches ich ihm mal zugeschickt hatte, auslegte. Aufmerksamkeit wollte ich nicht.

Zuhause. Rum – Cola – fast die ganze Flasche … Rum

– Zweifel kommen – wozu eigentlich noch schreiben?

Hemingway sagte mal über die Stufen der Kommunikation: „Reden. Schreiben. Schweigen.“ Aber bei der letzten Stufe bin ich noch nicht. Noch ist Zeit und ich habe einiges vor.

Hermann Hesse. Gedicht „Stufen“. „Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen. Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will und Stuf’ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise, so droht erschlaffen. Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise kann lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden. Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden. Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde.“

Wozu denn Erinnerungen? Vielleicht will ich mir damit bestätigen, dass ich gelebt, meine Zeit genutzt habe. Wenn die Stunde gekommen ist, muss ich nichts bereuen, außer das Versäumnis, die Menschen nicht mehr erreichen zu können, die mich mochten, manche mich sogar liebten, und von denen ich mich lieblos entfernt hatte. Auch dazu soll dann dieses Büchlein (wenn es eins wird) dienen: ich möchte diesen Menschen Ehre und Achtung erweisen, spät, aber besser als nie.

- Texte von der Internetseite Mai bis September 2022 mit einbringen

Sonntag, 25.12.22 -- Kaputt – lustlos -- Nichtstun – Gitarren stimmen -- abends zu Fuß durch die Stadt – will weg hier, sobald der Lottogewinn da ist, haha ...

Montag, 26.12.22 – hänge rum tagsüber - abends, fahre Cabrio zum Atelier, zu Fuß zurück – wozu brauche ich eigentlich noch ein Auto? Gut, es war ein günstiges Angebot, Tauschgeschäft mit einem Bild, habe was dazu gezahlt … ganz los komme ich nicht vom „automobilen Kulturgut“, wie es so schön heißt ... bin und bleibe ein Autonarr, es hat aber auch was mit dem Sinn für Ästhetik zu tun.

- spontan bis 2.30 Uhr Skizzen für Wattmuhsikanten gemacht

Dienstag, 27.12.22

– morgens, 8:30 wach, 100 Bauchbeugen, aufstehen, lese und blättere Comics, habe noch nicht den endgültigen Zeichenstil für die Wattmuhsikanten gefunden – bin vertieft in die Stories und Bilder, „Tarzan“, „Mickey Mouse“, „Fix und Foxi“, hauptsächlich aber „Schwermetall“ ... bin ich ins pubertäre Alter zurück katapultiert? - muss mich noch rasieren usw - versäume den Termin in der Arzt-Praxis, Hetze, komme 10 Minuten später an –

-- Gemeinschafts-Praxis für Onkologie (Dobbenweg): Frau Dr. Söht?… ist freundlich, liest den Befund durch. Ich frage: „Kann ich zwischendurch erzählen?“ Sie bejaht. Ich beginne zu zweifeln, ob sie alles auffassen kann. Man sagt ja, dass Frauen multitaskingfähig wären, dennoch bin ich skeptisch. Sie ist in die Kopien von der Radiologie, von der Medikamenten-Aufzählung vertieft, die ich ausgedruckt hatte. Ich habe den Eindruck, dass meine Worte ins Leere gehen. Deshalb kommt auch wohl keine Frage von ihr. Dann hebt sie den Kopf und spricht die schon von Herrn Wehrmann im Befund vorgeschlagene Chemo-Therapie an.

((Was bringt Chemo bei Knochenmetastasen? Wenn Knochenmetastasen ihre Größe verringern, üben sie weniger Druck auf das umliegende Gewebe aus: Daher kann eine Chemotherapie auch Schmerzen lindern. Allerdings wirkt eine Chemotherapie nicht nur gegen Tumorzellen, sondern auch gegen gesundes Gewebe, das sich ähnlich schnell teilt. // Sie hat mir also doch nicht zugehört, denn das erwähnte ich schon, dass ich nach meiner, zugegeben laienhaften Meinung, diese Therapieform ablehne. Der Grund: ich kannte mindestens vier Menschen aus meiner näheren wie aus der weiteren Umgebung, die sich einer Chemo-Therapie unterzogen hatten und ihre Lebenszeit vielleicht um vier bis fünf Monate verlängern konnten. Darauf sagte sie mir, dass es auch noch andere Medikamente gäbe, die man ausprobieren (ausprobieren!!!) könnte, und dass eine erneute CT – Computerthomographie - erfolgen sollte. // Die Computertomographie (CT) ist eine besondere Form des Röntgens. Mit diesem Verfahren können je nach zu klärender Fragestellung Querschnittbilder sämtlicher Körperregionen erstellt werden. Mit den modernen Spiral-CTs lassen sich aus diesen Querschnittsbildern andere beliebige Schnittebenen oder 3D-Bilder erstellen. Hierdurch wird eine zusätzliche diagnostische Verbesserung erreicht. Computertomographien dienen zum Beispiel der Abklärung von Hirninfarkten oder Blutungen, Lokalisationen von Lungentumoren, Tumoren oder Entzündungen des Bauchraums, und sie werden auch bei Knochenbrüchen oder bei Gefäßproblemen eingesetzt. Im Gegensatz zum normalen Röntgenbild sind CT-Aufnahmen detaillierter. So können Organe, krankhaftes Gewebe oder Infektionsherde besser hinsichtlich ihrer Form und Lage beurteilt werden. Wie auch bei der normalen Röntgenuntersuchung kann zur besseren Unterscheidung der verschiedenen Gewebe ein Kontrastmittel verabreicht werden. Die bei einer CT verabreichte Strahlendosis ist meist höher als bei normalen Röntgenuntersuchungen. Ein statistisch erhöhtes Krebs- und Leukämierisiko kann nicht ausgeschlossen werden. Die Strahlen bleiben 16 bis 40 Jahre im Körper. Jede Computertomographie (CT) ist für eine Patientin oder einen Patienten mit einer Strahlenbelastung (Strahlenexposition) verbunden. Die Strahlung einer CT kann Jahre später möglicherweise eine Krebserkrankung auslösen. Statistisch gesehen ist das Risiko dafür jedoch eher gering. Nach der Durchführung strahlt der Körper selbst einige Zeit radioaktiv, deshalb wird vorgeschrieben, z.B. keinen unmittelbaren Kontakt zu Schwangeren zu suchen. Positronenstrahler, wie sie im PET eingesetzt werden, haben sehr kurze Halbwertszeiten. FDG hat eine Halbwertszeit von 110 Minuten, d. h. nach 2 Stunden ist nur noch die Hälfte, nach 4 Stunden ein Viertel usw. der ursprünglichen Aktivität im Körper vorhanden. Generell sind die Organe zu stärken, die bei erhöhter Strahlenbelastung leiden, wie Haut, Blut, Leber, Nieren und die Lymphe. Pflanzen, die Radioaktivität im Körper abbauen, sind Thymian, Ringelblume, Walnussblätter und Gelber Steinklee. // Nun hatte ich aber gelesen, dass dies nur ein Mal innerhalb eines Jahres vorgenommen werden sollte, unterlasse aber den Einwand und nahm den Vorschlag erstmal schweigend an. Mein Gebiss wurde ja auch schon geröntgt. Hier alles OK. Das Mittel „XGEVA“ soll weiter monatlich gespritzt werden, das nächste Mal also am 4. Januar 2023. Das letzte Mal bekam ich die Spritze im …. Wehrmann war genau gegenteiliger Meinung! // XGEVA® (Denosumab) ist ein Antikörper gegen den RANK-Liganden, der bei Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen die Verlangsamung der Knochenzerstörung bewirkt, welche durch Knochenmetastasen oder Riesenzelltumoren des Knochens verursacht wird. Wann gibt man xgeva? Xgeva ist ein Arzneimittel, das bei Erwachsenen mit fortgeschrittener Krebserkrankung angewendet wird, die sich auf die Knochen ausgebreitet hat, um knochenbezogene Komplikationen zu verhindern. Sind Knochenmetastasen ein Todesurteil? Metastasen sind Ableger eines Tumors, die Krebserkrankung befindet sich also in einem fortgeschrittenen Stadium. Der Befund "metastasiert" muss aber nicht per se ein Todesurteil bedeuten. Wo sind Metastasen am gefährlichsten? In der Regel stirbt der Patient nicht an seinem Primärtumor, sondern an den teilweise explosiven-Metastasen, vor allem in lebenswichtigen Organen wie Leber und Gehirn. Warum wird bei Metastasen nicht mehr operiert? Bei Personen mit wenigen Metastasen ist eine Heilung oft noch möglich. Es hängt unter anderem von der Krebsart und der Aggressivität des Tumors ab. Eine Schwierigkeit für die Behandlung ist es, dass die Krebszellen von Metastasen oft andere Eigenschaften als jene des ursprünglichen Tumors besitzen (Primärtumor). Wie oft XGEVA? Riesenzelltumoren des Knochens Die empfohlene Dosis von XGEVA beträgt 120 mg. Diese wird einmal alle 4 Wochen und in zusätzlichen Dosen von 120 mg an den Tagen 8 und 15 des ersten Behandlungsmonats als einzelne subkutane Injektion in den Oberschenkel, die Bauchregion oder den Oberarm angewendet. Hat man bei Knochenmetastasen ständig Schmerzen? Knochenmetastasen können leider sehr starke Schmerzen verursachen, die es rasch zu behandeln gilt. Als weitere Komplikation treten gelegentlich sogenannte pathologische (nicht durch äußere Gewalteinwirkung hervorgerufene) Knochenbrüche (Frakturen) auf. //

Da ich meinen Kontostand wusste, diesen ja täglich checkte, wusste ich, dass ich das Mittel erst bezahlen konnte, wenn das Geld (nach Abzug der Selbstbeteiligung) von der Versicherung überwiesen worden war.

Mieten, Energiekosten, Internetsites, Webshopkosten, Handy, Kfz-Steuer, Versicherungen und weitere Ausgaben stehen Anfang des Jahres an. Ich hatte in 2022 aufgrund der „gesundheitsbedingten Ausfälle“ (20 kg Gewichtsverlust innerhalb von zweieinhalb Monaten) wenig verdient. Lebte von den Verkäufen meiner Autos, verscherbeln einiger Bilder und den anderen Gegenständen und von dem kleinen Bargeldbestand.

Die Tabletten XTANDI, die immerhin € 3.196,41 kosten für vier Wochen, waren noch nicht voll bezahlt. Ich war mit der Apotheke überein gekommen, zunächst die Hälfte zu erhalten, bei Anzahlung von € 1.400,--, diesen Betrag konnte ich in bar geben. Heute, am 27. Dezember 2022, letzte Tagesration. Wie es weiter geht, weiß ich zur Stunde nicht.

- abends: ziemlich enttäuscht -- Cuba-Rum, halbe Flasche – Scheißegal-Stimmung -

Mittwoch, 28.12.22

- morgens 10 Uhr aufstehen – Emails checken – Bankkonto -- App der Versicherung – kein Geldeingang -- Mittagessen Sauerkrauttopf

- beginne danach zu schreiben

- Telefonat Apotheke, Frau H… -- händigt mir die nächste wöchentliche Ration der Tabletten ohne Anzahlung aus (7x 4 Stück), nachdem ich ihr auf meinem Handy die App mit der Übermittlung des Rezeptes und der Rechnung an die Versicherung gezeigt hatte. Letzte Ration wäre am 3. Januar.

Auf dem Rückweg von der Apotheke laufe ich die Treppenstufen der sechs Stockwerke hoch und es geht tatsächlich ohne übergroße Anstrengung, zwar Stufe für Stufe und ein bisschen pusten, aber es geht. Ich freue mich. Die letzten Lebenstage dürften wohl anders aussehen. Früher rannte ich sogar oder nahm zwei Stufen auf einmal, das mache ich jetzt nur auf der letzten Halb-Etage. Ich sage „Danke“ meinem Körper.

- sitze nun den Nachmittag am Laptop, trinke den kleinen Rest des Rums. Einmal in diesem Jahr wird’s die Leber schon verkraften. Seit nun 11 Monaten übe ich Alkoholverzicht, hatte auch kein Bedürfnis nach härteren Sachen, schmeckte mir nicht, nur ein paar Gläser Wein in den letzten drei Wochen. Angesichts der gestiegenen PSA-Werte auf 1140 ng/ml dürfte ich das besser nicht, sollte mich stattdessen mehr bewegen.

-- immer wieder Hitzewallungen verbunden mit leichter Schwäche

29. , xxxx??

30. Dezember

-- Einkauf bei Lidl, treffe die Verkäuferin, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Wenn ich sie im Laden (nicht an der Kasse) traf, sagte sie sogar, ein bisschen verschämt, „Hallo“ zu mir -

Wenn der Kr …. nicht wäre und meine Jahre, würde ich sie umwerben :-), möchte aber keiner Frau mehr eine Bindung zumuten, um nach ein paar Monaten einen Scherbenhaufen zu hinterlassen ...

-- zuhause beschäftige mich mit den „Wattmuhsikanten“, Skizzen für die erste Magazin-Ausgabe, soll zu Ostern erscheinen

-- abends Autofahrt bis Delmenhorst und zurück mit dem Cabrio, nur so aus Zeitvertreib und um den Motor mal wieder warm zu fahren, fährt sich leicht, ein bisschen Freude kommt auf .... mein Freund, das Auto hahaha

-- würde gerne eine längere Fahrt unternehmen, aber mit einer guten, stressless Freundin … nach Hamburg oder an die Ostsee, nach Berlin, dort übernachten, schlendern, oder irgendeine Insel ...

- das Auto sieht gut aus, mit den 19-Zoll-Rädern … im Januar will ich ein tieferes Fahrwerk einbauen lassen, erstmal die Kosten checken … verrückt, in meiner Situation, aber soll ich mich auf die Endzeit vorbereiten??

-- bin immer aufmerksam, achte auf den Sheriff, weil die breiten Räder noch nicht eingetragen sind

- fahre das Auto zum Atelierplatz

- langes Gespräch mit Mirsad, er erzählt viel, keine Silvesterparty dort, wie sonst vor dem Corona-Wahnsinn – ich erzähle ein wenig von meinen Erinnerungen an OL – er erzählt von seiner Heimat Bosnien --

- 23.30 zu Fuß zurück und wieder Treppe zu Fuß, bleibe bis 2 Uhr auf

- nachts 2,5 bis 3 Stunden Schlaf bis zum nächsten Urinlassen, damit komme ich gut zurecht

31. Dezember – Silvester

- morgens schon frühwach ca. 8 Uhr,

- vormittags, Lidl ... Hoffnung, die Verkäuferin zu treffen, kaufe Grünkohl-Gericht - allein zu Hause, ganz bewusst, fühlte mich aufgeräumt, ruhige ausgeglichene Stimmung, genieße die Ruhe am Vormittag

- nachmittags schon Knallerei,

- gehe meine Kontaktliste durch und verschicke SMS mit Neujahrsglückwünschen

- abends Blick aus dem Fenster - auf die Weser und Brücke, wo sich schon einige Leute getroffen hatten – Polizeipräsenz und Durchsagen: Menschen sollten sich von der Brücke entfernen und keine Feuerwerkskörper zünden – trotzdem knallt es, sogar auf den Straßenbahnschienen, irgendwie freut mit mich diese Trotzigkeit, Bremer sind dann doch nicht so dröge, aber wahrscheinlich sind es keine Bremer Bürger_innen, so war es letzten Silvester, fast alle mit Migrationshintergund – letztes Jahr hatte ich mich dazu gesellt, dieses Jahr verspüre ich kein Bedürfnis

1. Januar xxxxx

2. Januar

- rufe Mirsad an, ob es OK, ist wenn ich die Ateliermiete Ende der Woche überweise – M ist guter Laune, bedankt sich überschwänglich für unser Gespräch von Vorgestern - erzählt mir zwei Witze – will wissen, wie es mit neuen Frauenbekanntschaften steht bei mir – kann aber nichts Neues berichten – sage, das auch nicht gewollt von mir – M erzählt von sich und seinem Bekanntenkreis, in der alle Singles sind und von einer Datingbörse – Datingbörse? Ich kann dem nichts mehr abgewinnen, das hat sicher was mit dem Medikament zu tun, das ja den Testosteronspiegel reduziert, zumindest in dieser Hinsicht wirkt das wohl

// Xtandi ist angezeigt zur Behandlung erwachsener Männer mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom, deren Erkrankung während oder nach einer Chemotherapie mit Docetaxel fortschreitet. Die durchschnittliche Überlebensdauer der mit Xtandi behandelten Patienten betrug 32 Monate, verglichen mit 30 Monaten bei den Patienten, die Placebo erhielten. Enzalutamid (Handelsname Xtandi) ist seit Juni 2013 für Männer mit metastasiertem Prostatakrebs zugelassen, bei denen eine übliche Hormonblockade nicht mehr wirkt. Seit September 2019 ist Enzalutamid auch für nicht metastasierten Prostatakrebs zugelassen, wenn der Krebs trotz Hormonblockade wächst. Bei metastasiertem Prostatakrebs haben sich bereits Tumor-Absiedlungen in anderen Körperbereichen gebildet, sodass eine Heilung nicht mehr möglich ist. Bei Männern mit hormonempfindlichem Tumor beeinflussen männliche Geschlechtshormone, sogenannte Androgene, wie rasch das Tumorgewebe wächst. Das wichtigste Androgen ist Testosteron. Wird die körpereigene Androgenproduktion gehemmt, kann das Tumorwachstum gebremst und die Erkrankung aufgehalten werden. Wenn der Krebs auf eine solche Hormonblockade empfindlich reagiert, sprechen Fachleute von einem „hormonsensitiven“ Prostatakarzinom. Schreitet der Krebs trotz dieser Hormonblockade fort, sprechen Fachleute von einem „hormonrefraktären“ oder auch „kastrationsresistenten“ Prostatakarzinom. Der Wirkstoff Enzalutamid soll das Wachstum der Krebszellen hemmen. Enzalutamid bei metastasiertem Prostatakrebs Für Männer mit metastasiertem Prostatakrebs, bei denen die übliche Hormonblockade nicht mehr wirkt, kommen verschiedene Therapiemöglichkeiten infrage. Diese richten sich nach dem Erkrankungsstadium und den bisherigen Therapien. Auch wenn die Hormonblockade nicht mehr wirkt, haben viele Männer eine Zeit lang noch keine oder nur leichte Beschwerden. In dieser Phase wird die Hormonblockade entweder unverändert fortgeführt oder durch nicht steroidale Antiandrogene (wie Flutamid oder Bicalutamid) oder Abirateron verstärkt. Wenn stärkere Beschwerden auftreten, ist eine Chemotherapie mit Docetaxel eine Möglichkeit, die Beschwerden zu lindern. Wenn der Prostatakrebs während oder nach dieser Therapie weiter fortschreitet, werden die Patienten in der Regel durch eine auf ihre persönlichen Bedürfnisse und Beschwerden ausgerichtete unterstützende Therapie versorgt. Sie soll die Symptome so gut wie möglich lindern und die Lebensqualität verbessern. Dazu gehört beispielsweise eine Schmerzbehandlung mit zum Teil sehr starken Schmerzmitteln. Für Männer mit metastasiertem Prostatakrebs, bei denen die Hormonblockade wirkt, kommen abhängig vom Allgemeinzustand und von der Diagnose unter anderem zusätzlich zur Hormonblockade Docetaxel oder Abirateron infrage. Zusätzlich kann auch noch Prednison oder Prednisolon eingesetzt werden. Lebenserwartung: Die Studie weist darauf hin, dass Enzalutamid das Leben verlängern kann: Von den Männern, die aktiv überwacht wurden, war nach etwa 17 Monaten ein Viertel verstorben. Von den Männern, die Enzalutamid einnahmen, war nach etwa 22 Monaten ein Viertel verstorben. Knochenschäden: Die Studie weist ebenfalls darauf hin, dass Enzalutamid Komplikationen an den Knochen herauszögern kann. Starke Schmerzen: Es gibt schwache Hinweise dafür, dass Enzalutamid das Auftreten von starken Schmerzen herauszögern kann: Von den Männern, die aktiv beobachtet wurden, hatte ein Viertel nach ungefähr 4 Monaten erstmals so starke Schmerzen, dass sie Opiate einnehmen mussten. Von den Männern, die Enzalutamid erhielten, hatte ein Viertel nach etwa 10 Monaten erstmals so starke Schmerzen, dass sie Opiate benötigten. Lebensqualität: Die Studie liefert einen schwachen Hinweis dafür, dass Enzalutamid die Lebensqualität länger erhalten kann. Schwere Nebenwirkungen: Die Studie liefert ebenfalls einen schwachen Hinweis dafür, dass Enzalutamid schwere Nebenwirkungen herauszögert. Nach ungefähr 4 Monaten waren bei einem Viertel der Männer, die aktiv beobachtet wurden, schwere Nebenwirkungen aufgetreten. Bei einem Viertel der Männer, die Enzalutamid einnahmen, war dies nach etwa 8 Monaten der Fall. Behandlungsabbrüche wegen Nebenwirkungen: Die Studie weist darauf hin, dass Männer, die Enzalutamid einnehmen, seltener ihre Behandlung wegen Nebenwirkungen abbrechen: Von 100 Männern, die aktiv beobachtet wurden, brachen im Laufe der Studie etwa 26 ihre Behandlung ab. Von 100 Männern, die Enzalutamid erhielten, taten dies etwa 17. Welche Nachteile hat Enzalutamid? Hitzewallungen: Die Studie liefert einen schwachen Hinweis, dass bei Männern, die Enzalutamid einnehmen, häufiger Hitzewallungen auftreten. Von 100 Männern, die aktiv beobachtet wurden, bekamen im Laufe der Studie etwa 8 Hitzewallungen. Von 100 Männern, die Enzalutamid erhielten, waren es etwa 20. //

3. Januar

- 8 Uhr aufstehen – 9 Uhr Termin in der Praxis Allgemeinmedizin Frau Otterbeck – wundere mich auf dem Weg dorthin über meinen forschen Schritt und die aufrechte Körperhaltung - Maske vergessen, bekomme eine von der Mitarbeiterin – bemerke die künstlerisch gestalteten Plakate von der Dokumenta und handgemalte Motive, erfahre dass die von der Vorgängerin, der Ärztin Frau Schröder veranlasst wurden – tatsächlich längeres Gespräch mit der Ärztin, Thema war hauptsächlich Corona und die Medien, wir stimmen überein, ich sage, dass ich nicht geimpft bin und das auch künftig nicht vorhabe – alles interessant, aber nun wollte ich auf mein persönliches Anliegen zu sprechen kommen, sie bemerkt das wohl und kommt mir zuvor – ich berichte von gestern und den vergangenen Wochen und dem leichten Druck im Brustbereich, der ob und an beim Gehen auftritt, manchmal sogar ein Reißen, das erst nachließ, wenn ich eine Minute oder zwei Minuten stehen geblieben war – irgendwie ging das an ihr vorbei – ich überlege, ob sie, wie auch bereits die Onkologin darauf nicht eingehen, weil sie es sowieso als sinnlos zu erkennen glauben --- schon Arzt Wehrmann sagte mir, dass „Es“ (ich mag den Krankheitsbegriff weder schreiben noch aussprechen) unheilbar geworden ist - Ärztin erzählt für und wider Chemotherapie – statistisch gesehen, mit dem ich nichts anfangen kann – gibt es andere medikamentöse Behandlungsformen, frage ich, ja, aber das muss eine onkologische Praxis beantworten – sage, dass ich bereits einen Termin hatte, mit dem Ergebnis, morgen eine Blutentnahme wegen PSA-Wert vorzunehmen, außerdem soll XGeva gespritzt werden, erläutere, dass dies aber morgen nicht passieren kann, aus finanziellen Gründen – keine Reaktion – sie recherchiert am Mac, findet erst nichts, weil sie das G vergessen hatte –

- wieder das Thema Chemo, Statistiken, Überlebenschancen, sie redet von 8 bis 12 Monaten – wenig aufbauend – brauche eine Überweisung, die ich nachliefern soll – dann Verabschiedung – ich denke „Moment mal, wozu bin ich denn hier?“ - frage, „Wie geht es hier weiter?“ Augenblick Stille. „Können wir einen Allgemein-Check machen?“, frage ich. „Ja, lassen Sie sich vorne einen Termin geben …“ Den bekomme ich: 24. Januar. - Bin um 10:20 zu Hause, nehme wieder die Treppe – es wird Zeit für die letzte Ration XTANDI – müsste mit der Apotheke nochmal reden wegen der nächsten Wochenration – checke die App: „Bearbeitungs-Status“ – auch auf dem Bankkonto kein Geldeingang -

- erhitze und löffle den Rest der Spargelcremesuppe von gestern, zweieinhalb Teller – habe Hunger und danach noch zwei halbe Vollkornbrötchen – Kaffee mit Schokomix drei Tassen –

- mir wird wieder heiß, ziehe meine Klamotten aus, wasche mich, Gesicht, Achseln - nehme Xtandi ein

- fühle mich matt, enttäuscht, wieder keine klare Aussagen von der Medizin – erwarte ich zu viel oder wissen die nichts oder dass es zwecklos ist - denke über die Endzeit nach, alles abzustoßen und zu „versilbern“, das Atelier nun doch aufzugeben

- 11:40 Uhr - lege mich ins Bett- will nur schlafen – nach einigen Minuten reiche ich den Grünkohl, hatte die Bratpfanne auf die Induktionsplatte gestellt, auf der ich zuvor die Suppe erhitzt hatte – gottlob auf kleinster Stufe, aber der Rest des Grünkohls und der Bratkartoffeln sind servierfertig heiß – stehe auf und esse genüsslich – wasche ab und lege mich wieder hin – fühle mich irgendwie allein gelassen, aber ohne Traurigkeit – sollte nun doch so handeln, als wären es die letzten Monate – will der Band in Bremerhaven, mit der ich am Donnerstag zur Probe verabredet bin, absagen, würde zeitliche Gründe vorschieben – heute Abend könnte ich auch Christa in Köln anrufen, ihr endlich sagen was los ist --

- Halbschlaf, stehe kurz nach 14 Uhr auf – keine Lust auf irgendwas – setzte mich dennoch an den Laptop – trinke vier Tassen Kaffee, esse 10 Haferflockenkekse - ärgere mich wieder einmal über die Berichterstattung im „Deutschlandfunk“, hat schon Propaganda-Struktur

- wollte eigentlich die Probe in Bremerhaven absagen, aber nach dem Erhalt einer Email, wonach die Band sich auf mein Erscheinen und Einsatz als Sänger und Gitarrist freut, schicke ich doch ein Email mit der Zusage

- Musik und Songtexte downloaden

- spiele Gitarre„knockin on heavens door“, klappt gut, auch die Soli von Eric Clapton, nicht original aber ähnlich

- 23 Uhr ins Bett, Gemüt ausgeglichen

4. Januar

- nachts drei Mal aufstehen zum Urinieren, alles OK

- aufstehen 9:30 – esse halbes Vollkornbrötchen mit Frischkäse und Tomate

- Xtandi aufgebraucht, gestern die vorerst letzte Ration, warte auf das Geld von der Versicherung

- Termin Blutabnahme für PSA-Wert, ca. 15 Minuten Fußweg in die Zweit-Praxis – regnerisch und windig - das Ärztehaus, auf den Fluren Warteschlangen, voll mit alten Menschen, natürlich alle mit Maske - freundliche Dame am Empfang - bei der Blutentnahme spricht sie von einer „süßen Spritze in hellblau“, hellblau ist ihre Lieblingsfarbe, ich erwidere, dass meine Venen auch „süß und hellblau“ sind, weil sie nicht so doll hervortreten, sie lacht herzerfrischend, ich sage, dass sie wohl heute gute Laune hat, „Habe ich immer“, sagt sie – ihre Kollegin guckt skeptisch mit krauser Stirn – in dem Zimmer liegen vier Männer und eine Frau stumm am Tropf, Atmosphäre wie im Vorhof einer Aufbahrungshalle, kommt mir in den Sinn, wollte fragen, ob welcher Art Therapie es ist, lasse es aber – nehme die Treppe nach unten, im Erdgeschoss zähle ich die hier tätigen Ärzte: über 50

- 11 Uhr Einkauf Rotkohl, weil ich noch ein Fertiggericht habe, aber darin zu wenig Rotkol ist – koche Kartoffeln - Mittagessen schon um 11:40 Uhr – nehme vorher 1 Esslöffel Lebertran, den ich in den vergangenen Wochen vergessen hatte -

- checke Emails – bekomme angenehme Neujahrsglückwünsche zurück – Telefonat mit Synlab Hannover, möchte gerne den Lieferanten der Werbe-Kugelschreiber erfahren – die Dame, Frau Lorenz, ist sehr freundlich und will sich bei Einkaufsabteilung erkundigen – sie erinnert sich an mich, wegen meines Vornamens und der Stimme, da wir schon mal wegen einer Arztrechnung telefoniert hatten – wenig später ruft sie zurück und bietet mir an, 10 Kugelschreiber mit ihrem Logo zu schicken, gratis, - ich nehme dankend an

- dann ruft Jochen (Prof. Dr …) an, bedankt sich für die Neujahrs-SMS, wir telefonieren lange, reden über die gesellschaftliche Situation, über Medien, Manipulation, Propaganda usw – ich sage, dass ich inzwischen müde geworden bin, gegen Willkür und einseitigen Journalismus zu agieren und dass der Kreis der aktiven Leute immer kleiner wird usw …. wollen uns evtl. am Wochenende treffen

- SMS von Hajo, hat sich über meine gefreut und würde gerne mal wieder sich unterhalten

- mache Skizzen zu Wattmuhsikanten

- höre in Songs rein für die Probe morgen, Gitarren-Solo und Texte

- es regnet stark, prasselt gegen die Scheiben, graue dunkle Wolken, es wird schon dunkel um 16 Uhr

- checke Bankkonto, Abbuchung Kfz-Versicherung, Kfz-Steuer steht bevor, ebenso Jahresgebühr für den Web-Shop, für den Web-Server, alles relativ größere Beträge – es wird eng

- 16:30 müde, schlapp, aber nicht deprimiert, lege mich ins Bett, schlafen kann ich nicht – die Endzeit kreist in meinem Kopf, wie lange bleibt mir noch, im günstigsten Fall könnten es 5 Jahre sein, im ungünstigsten ein paar Monate – -18:30 aufstehen, Toilettengang -

- Kaffee, 4 Tassen

- 19:30 – schäle ein paar von den gekochten Kartoffeln, esse sie kalt mit Salz und Mayonnaise, zwei Tomaten dazu, schmecken gut

- höre in eine DLF-Sendung hinein, Thema Journalismus in Krisenzeiten oder so, ob objektiv zu berichten sei – wieder blabla, irgendein Typ meint, man müsse unterscheiden zwischen Toten auf der russischen Seite und der ukrainischen, demnach wäre es legitim russische Soldaten zu töten – höre noch ein paar Minuten zu, schalte dann aus, kann das Gelaber nicht mehr hören

- Anruf von Dilek, der Türkin, seit zwei Jahren nichts voneinander gehört, außer das kurze zufällige Treffen in der Innenstadt, erinnere mich schwach, dass es früher einen Disput gab, ich glaube, wegen Massage, die sie aber wollte – nun über zwei Stunden telefoniert, sie erzählt aus ihrer Praxis als Migranten-Helferin, Mobbing usw – Presse, Reportage?? - sie zeigt Interesse am Fotografieren, will Kurs belegen, ich gebe ein paar Tipps – lade sie zu meinem Zeichenkurs „Schreiben & Zeichnen“ ein (wenn ich es weiter mache)

23:00 ins Bett, will morgen am Tagebuch weiter schreiben